Interessengemeinschaft Deutsches Krokodil

Trennlinie

     
Trennlinie

Zweite Einsatzperiode als Museumslok von 1998 bis 2006

 

1998 - Es geht wieder los

Ab April stand die frisch hauptuntersuchte Museumslok E 94 279 wieder für Sonderfahrten zur Verfügung. So konnte sie am 18. April eine ursprünglich der E 04 20 zugedachte DB-Nostalgiefahrt von Bielefeld nach Braunschweig bespannen, nachdem die Osnabrücker Altbau-Ellok wegen eines Laufwerksschadens ausfiel. Als Ersatzlok für die V 200 002 durfte sie vom 1. bis 5. Mai im Auftrag der Ulmer Eisenbahnfreunde sogar nach Erfurt fahren. In eigener Regie veranstaltete die Interessengemeinschaft am 25. Mai eine Neckar-Saar-Mosel-Rhein-Rundfahrt. Ab Stuttgart ging es mit historischen Reisezugwagen über Heidelberg, Kaiserslautern und Saarbrücken nach Trier. Die Rückfahrt führte entlang der Flüsse Mosel und Rhein über Koblenz und Mainz zurück nach Stuttgart.

Der im Zuge der Bahnreform 1998 gebildete Geschäftsbereich Fernverkehr der DB nutzte in der Folgezeit die ihm zugewiesene Museumslok gerne zur Bespannung von Sonderzügen, für die er sonst eine 110 von DB Regio hätte anmieten müssen. Dazu kamen dann noch Sonderzüge für die Fußballfans des VfB Stuttgart und für den Brenzbahn-Museumsverein. Fahrtziele waren unter anderem Heidelberg, Kaiserslautern, Konstanz, Kufstein, München, Nürnberg, Oberlahnstein und Würzburg. Beim Bahntag wurde die E 94 zusammen mit der badischen Schnellzugdampflok 18 316 zu Fahrten rund um Stuttgart eingesetzt. Bei längeren Lücken zwischen den Sondereinsätzen wurden auch hin und wieder Planleistungen aus den Kornwestheimer Cargo-Plänen gefahren. So ergab sich eine Jahreslaufleistung von insgesamt 13769 km.

 

1999 - Mit Touristikzug und schweizer Krokodil

Das Jahr 1999 war von zahlreichen Einsätzen geprägt, wodurch es zeitweise zu personellen Engpässen beim eingesetzten Lokpersonal kam. So wurden acht Kollegen von einem erfahrenen Lehrlokführer auf der E 94 nachgeschult. Da nun erstmals Stuttgarter Lokführer die Möglichkeit zur Ausbildung auf der Museumslok bekamen, ging auch für den Autor dieser Zeilen ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung.

Im Auftrag von DB Bahntours, DB Nostalgiereisen, Eisenbahnclub Adler, IGE Bahntouristik, Schienenverkehrsgesellschaft, Ulmer Eisenbahnfreunde und SWR Eisenbahnromantik ging es unter anderem nach Basel, Konstanz, Boppard, Nürnberg, München, Köln, Kobern-Gondorf, Tuttlingen, Kehl, Frankfurt/Main und Heidelberg. Als Ersatz für den Stuttgarter Museumstriebwagen VT12 ging es sogar bis nach Hamburg!

Erstmals durfte die E 94 279 den Touristikzug der DB bespannen, welcher zuvor als "heilige Kuh" keinesfalls mit einer Museumslok gefahren werden durfte. Nachdem der Damm nun gebrochen war, kam die E 94 gleich mehrfach vor dem kunterbunten Zug zum Einsatz, welcher mittlerweile ja schon wieder Geschichte ist. Einen weiteren besonderen Zug galt es im August zu bespannen - den Venice-Simplon-Orient-Express. Der schwere Salonwagenzug war so recht nach dem Geschmack der historischen Güterzuglok, auch wenn zur Enttäuschung der Fotografen nur nachts gefahren wurde.

Bild zum Vergrößern anklicken!

Der absolute Höhepunkt des Jahres war aber der Einsatz anlässlich des Jubiläums "100 Jahre Verkehrsmuseum Nürnberg" vom 15. bis 17. Oktober. In Schaffhausen übernahm die E 94 279 einen schweizer Nostalgiezug mitsamt den SBB-Museumslokomotiven Ce 6/8 Nr. 14305 "Krokodil" und Ae 4/7 Nr. 10905 zur Fahrt nach Nürnberg. In Nürnberg wurden die Museumsfahrzeuge ausgestellt und für Pendelfahrten nach Lichtenfels eingesetzt. Bei der Rückfahrt spannte die E 94 den nicht mit DB-Sicherheitseinrichtungen ausgestatteten Nostalgieloks ebenfalls wieder bis Schaffhausen vor.

Am Ende des Jahres 1999 waren 46.597 km seit der Hauptuntersuchung zurückgelegt (davon allein 32.085 km im aktuellen Jahr) und der Geschäftsbereich Fernverkehr schon wieder Geschichte. Seit dem 1. Juni 1999 firmierte der Eigentümer der E 94 279 unter der Bezeichnung DB Reise & Touristik AG.

 

2000 - Ins neue Jahrtausend

Die EXPO 2000 in Hannover bedeutete für den Einsatz der E 94 279 einen Einschnitt, da die DB für den Zeitraum der Weltausstellung keine eigenen Tagessonderfahrten anbot und auch keine Aufträge für Charterfahrten annahm. Ohnehin wurde der Rückzug der DB aus dem Sonderzuggeschäft immer stärker spürbar. Die regionalen Ansprechpartner entfielen zugunsten einer zentralen Bearbeitungsstelle, die zunächst in München und später in Köln angesiedelt wurde. Die Fahrzeugreserven wurden stark zurückgefahren und überzählige Waggons ausgemustert.

So erfolgten die Einsätze der Museumslok nahezu ausschließlich vor Zügen privater Besteller und Verkehrsunternehmen. Höhepunkte waren unter anderem Fahrten durch den Schwarzwald, an Rhein und Mosel sowie nach Salzburg. Ein Fußballsonderzug nach Rostock brachte viele Kilometer, der Einsatz beim Jubiläum 150 Jahre Geislinger Steige viel Aufmerksamkeit. Originellster Einsatz waren im Juli die Fahrten mit dem Funkmesswagen, bei dem die E 94 auch auf den sonst nur von S-Bahnen befahrenen Strecken nach Weil der Stadt und zum Flughafen zu sehen war.

Der Jahreswechsel brachte außerdem wieder eine organisatorische Änderung. War die E 94 bis dahin bei DB Reise & Touristik eingestellt, so gehört sie jetzt zum neu gegründeten Verkehrsunternehmen MGM 4 des DB Museums, das nun für sämtliche betriebsfähige Museumsfahrzeuge der DB zuständig ist. Da damit auch die Nutzung der Marketingschiene der DB Reise & Touristik entfiel, gingen die Einsätze aller Museumsfahrzeuge merklich zurück. Dennoch konnte die E 94 279 noch eine Jahres-Laufleistung von 19698 km für sich verbuchen.

 

2001 - Mit Fußballfans bis nach Berlin

Da das neue Verkehrsunternehmen MGM 4 des DB Museums als erstes die Preise für den Einsatz der Museumsfahrzeuge kräftig erhöht hatte, gingen die Einsätze weiter zurück. Dennoch erfolgten wieder einige Fahrten mit Fußball- und Partysonderzügen, unter anderem nach Augsburg, München, Koblenz, Nordhausen, Nördlingen, Schaffhausen, Freiburg, Nürnberg und einmal sogar nach Berlin.

Zu den Bestellern gehörten neben der Schienenverkehrsgesellschaft auch wieder die Ulmer Eisenbahnfreunde, die IGE Bahntouristik und das Bayerische Eisenbahnmuseum. Doch damit sollte von nun an Schluss sein. Der Vorstand der Deutschen Bahn hatte nämlich beschlossen, keine Lokomotiven mehr an andere (konkurrierende) Eisenbahn-Verkehrsunternehmen (EVU) zu vermieten. Dies gilt nun auch für das DB Museum als hundertprozentige Bahntochter. Im Zuge der Bahnreform hatten aber auch viele Eisenbahnvereine solche EVU zur Durchführung ihrer Sonderfahrten gegründet, wie z.B. die UEF Verkehrsgesellschaft. So sind nun keine Einsätze der E 94 279 mit historischen Wagen der Eisenbahnvereine mehr möglich, solange diese bei einem anderen Verkehrsunternehmen eingestellt sind. Dennoch erreichte die Kornwestheimer Museumslok eine Jahres-Laufleistung von immerhin noch 14124 km.

 

2002 - Krokodiltreffen in Leipzig

Als Folge der Geschäftspolitik der Bahn musste die Interessengemeinschaft mitansehen, wie ein Sonderzug der Ulmer Eisenbahnfreunde ab Stuttgart mit der eigens aus Glauchau zugeführten E 94 280 bespannt wurde. Selbst das DB Museum griff bei seinem "Festival der Eisenbahn" auf die Privatlokomotive zurück.

Aber es gab auch weiterhin Einsätze für die E 94 279. Eine Präsentationsfahrt führte sie im Frühjahr auf ihre Stammstrecke Stuttgart - Ulm, eine Charterfahrt dagegen auf die berühmte Höllentalbahn von Freiburg nach Titisee. Anlässlich der Einführung der neuen Regionaltriebwagen der Baureihe 425 auf der Stuttgart - Karlsruhe gab es Parallelfahrten mit einem Neubautriebwagen und einem historischen Zug aus E 94 und Original-Silberlingen zwischen Pforzheim und Wilferdingen.

Auf Vermittlung des Veranstalters cmn.rail wurden einige Fahrten ab München durchgeführt, insbesondere nach Kufstein, Salzburg und Berchtesgaden.

Absoluter Höhepunkt war die Sonderfahrt zum Turn- und Sportfest nach Leipzig. Die E 94 279 bespannte einen der Zubringerzüge ab Singen über die Schwarzwaldbahn, Karlsruhe, Frankfurt Süd und Bebra nach Leipzig. Im Schuppen II des Bw Leipzig Hbf West trafen die mit Sonderzügen angereisten E 03 001, 194 158 und unsere E 94 auf die dort abgestellte E 94 056. So konnte an der Drehscheibe eine nette kleine Fahrzeugparade arrangiert werden, wobei drei Krokodile in unterschiedlicher Ausführung nebeneinander zu bewundern waren.

Äußerlich hat sich an der E 94 279 auch etwas verändert, denn es wurde ein Stromabnehmer mit Doppelwippe montiert. Grund für diese Maßnahme sind die zahlreichen kurzen Trennstellen in der Fahrleitung auf dem Gebiet der ehemaligen Deutschen Reichsbahn und in Österreich. Sie zwangen uns jedesmal zum Senken der Stromabnehmer. Anschließend musste zum Anheben der Bügel jedesmal auf 30 km/h abgebremst werden, da die Altbau-Stromabnehmer ungedämpft hochschnellen. Ein Fahren mit nur einem Stromabnehmer mit Einfachschleifstück ist aber problematisch, da kein durchgängiger Stromübergang gewährleistet ist und Bügelspringen zu Leistungsabschaltung bzw. Hauptschalterauslösungen führen kann. So kam es aus betrieblicher Notwendigkeit zu der aus musealer Sicht umstrittenen Ausrüstung mit dem modernsierten Stromabnehmer.

Die Jahreslaufleistung war auf 11245 km gesunken.

 

2003 - Drei Mal zum Brenner

Das Jahr 2003 wartete mit einigen richtigen Langläufen auf. Die erste Tour nahm am 24./25. April ihren Lauf. Im Anschluss an eine DB-Nostalgiefahrt von Nürnberg nach Nördlingen und zurück ging es mit einem Begleitwagen zum Brenner, um dort eine Triebwagengarnitur aus 601 013, 901 102, 901 108, 901 110, 901 408, 901 502 und 601 018 zu übernehmen. Mit diesen einst nach Italien verkauften Fahrzeugen im Schlepp ging es über Kufstein, München Ost, Augsburg, Würzburg, Frankfurt West und Dillenburg nach Opladen. Dort wurden die Fahrzeuge dringend als Ersatzteilspender für die in Aufarbeitung befindliche TEE-Garnitur des DB Museums benötigt. Mit dem Begleitwagen im Schlepp ging es über die linke Rheinstrecke zurück in die Heimat. Im September folgte die Überführung dreier Barwagen für den TEE-Triebzug, die ebenfalls am Brenner abgeholt werden mussten. Diese wurden jedoch in Kassel abgeliefert, da sich schon abzeichnete, dass der Zug bis zur Schließung des Werks Opladen zum 31.12. nicht fertig werden würde.

Einen weiteren kilometerintensiven Einsatz gab es dann Anfang Oktober: Vor einem Güterzug ging es nach Nürnberg, um dort den historischen Wagenzug für die Karwendelrundfahrt abzuholen. In Augsburg wurde die 41 018 beigestellt, mit der dann gemeinsam die Rundfahrt von München über Mittenwald nach Innsbruck und zurück über Kufstein durchgeführt wurde. In der Zf Innsbruck kam es dabei zur Begegnung mit der österreichischen Schwesterlok 1020.44 des ÖBB-Museumsbestandes. In der Nacht ging es mit den Nostalgiewagen zurück nach Nürnberg und von dort wiederum mit einem Begleitwagen zum Bahnhof Brenner. Dort warteten die Diesellokomotiven 221 101 und 221 120, die vom Süddeutschen Eisenbahnmuseum Heilbronn aus Italien zurückgekauft worden waren. Mit gelegentlichen Halten zum Überprüfen der Rollenlager der beiden V 200 ging es via Innsbruck, Kufstein, Rosenheim, München Nord, Augsburg, Ulm und Kornwestheim nach Heilbronn. Nach rund 1900 km Fahrleistung in knapp vier Tagen rückte die E 94 279 wieder in den heimatlichen Kornwestheimer Lokschuppen ein.

Die E 94 279 verfügt mittlerweile über eine Dauer-Zulassung für das Netz der ÖBB, so dass derartige grenzüberschreitende Einsätze auch relativ kurzfristig möglich sind.

Zwischen den drei Brennerfahrten musste die E 94 drei Mal dem Stuttgarter Museumstriebwagen VT 12 "Stuttgarter Rössle" Traktionshilfe geben, nachdem einer der beiden Dieselmotoren nicht einsatzbereit war. So ging es als Vorspannlok jeweils einmal nach Ulm, München und Basel. Auch als Überführungslok zwischen Stuttgart und Kornwestheim musste sie zweimal einspringen. Inzwischen haben alle beteiligten Lokführer Übung im Umgang mit der Übergangskupplung, die zur Beförderung des mit einer automatischen Scharfenbergkupplung ausgestatteten Triebwagens notwendig ist. Im November folgte nochmals eine Parallelfahrt mit einem 425-Neubautriebwagen, diesmal anlässlich der Einweihung des neu errichteten Haltepunktes Ellental am Bietigheimer Enzviadukt. Mit einer Laufleistung von 10596 km wurde das Jahr 2003 abgeschlossen.

 

2004 - Fristverlängerung und Gäubahnjubiläum

Mit einem weiteren Einsatz nach Österreich begann das Jahr im Januar gleich wieder kilometerintensiv. Ein Sonderzug von München nach Kitzbühel und zurück war am 24.1. zu bespannen. Die Überführungsfahrten nach und von München mit dem planmässigen Schadwagen-Zugpaar sorgen zur Freude der Hobby-Fotografen stets für interessante Zugzusammenstellungen. Einen besonders bunten Sonderzug gab es am 20.2., als der Eishockeyclub Crimmitschau den "Sonderzug nach Pankow" mit 218 212 für sein Auswärtsspiel in Villingen-Schwenningen angemietet hatte. Hier wurde die E 94 ab Nürnberg als Vorspannlok eingesetzt. Unter den Bewegungs- und Fahrzeug- Überführungsfahrten im Frühjahr ragt ein Einsatz für den DB Fernverkehr heraus, bei dem eine Schadlok der Baureihe 120 in Homburg (Saar) abgeholt wurde. Immerhin einen ganzen Einsatz enthielt auch das DB-Nostalgiefahrtenprogramm für die E 94 bereit: So durften wir am 17. April einen Sonderzug als Schublok zwischen Nürnberg und Saalfeld begleiten. Anschließend ging es gleich weiter nach Bremen. Im dortigen Werk erfolgte der von uns bereits vorbereitete Einbau der neuen PZB90- Zugsicherungsanlage und deren Inbetriebnahme. Werkstattmäßig stand außerdem die erste Fristverlängerung an, die wir in Zusammenarbeit mit dem Werk Kornwestheim ausgeführt haben.

Die Überführung von historischen Wagen des DB Museums führte unser Krokodil Ende Mai über Rastatt und Saarbrücken entlang von Mosel und Rhein bis nach Köln. Dort stand sie knapp vier Wochen, bis es über Frankfurt wieder zurück in die Heimat ging. Leider waren einige geplante Einsatze abgesagt worden, so dass nur ab und zu ein paar Bewegungsfahrten ausgeführt werden konnten.

Beim großen Bahnfest von DB Regio Südbayern in Weilheim am 10. Juli (125 Jahre Weilheim-Murnau, 10 Jahre Werdenfelstakt) war die E 94 279 schließlich mit Pendelzügen zwischen Murnau und Weilheim im Einsatz. Kurz darauf ging es nochmals nach Bayern. Diesmal als Helfer in der Not, denn die Indusianlage der 41 018 kränkelte. So wurde die DB-Nostalgiefahrt am 24.7. von Augsburg nach Prien am Chiemsee mit E94-Vorspann durchgeführt. Die Fahrgäste nahmen die zusätzliche Bespannung überwiegend sogar positiv auf - zwei Lokomotiven zum Preis von einer...
Ebenfalls 125 Jahre alt wurde die Gäubahnstrecke von Stuttgart über Böblingen nach Horb. Zum umfangreichen Jubiläumsprogramm am 12. September gehörten neben Dampfzugfahrten und Sonderzügen mit altem und neuen 425 auch drei Pendelfahrten mit der E 94 279, fünf originalen und extra aus Saarbrücken zugeführten Silberlingen und der V 200 002 am anderen Zugende. Der Einsatz zweier Lokomotiven war wegen der kurzen Wendezeiten notwendig und lockte zahlreiche Fotografen an die Strecke.

Am 2. Oktober ging es nochmals zusammen mit der 41 018 auf Tour, diesmal zur Karwendelrundfahrt von DB-Nostalgiereisen nach Innsbruck. Zu- und Abfuhr des historischen Wagenparks von und nach Nürnberg war ebenfalls wieder Aufgabe der E 94. Am 30. Oktober folgte als letzter großer Ausflug vor der Winterpause eine Fahrt in den Schwarzwald nach Villingen. Mit einer Laufleistung von 9250 km wurde erstmals die magische 10.000-km-Marke unterschritten.

 

2005 - Doppeltes Jubiläumsjahr

Am 10. März jährte sich die Gründung der heutigen IG Deutsches Krokodil - damals noch als Interessengemeinschaft E 93 07 - zum 20. Mal. Die E 94 279 kann im Dezember auf 50 Dienstjahre zurück blicken. Das Jubiläumsjahr begann jedoch recht ruhig, was die Einsätze anging. Der erste große Ausflug erfolgte im März mit einer Waggonüberführung via Saarbrücken und Oberhausen nach Frankfurt (Main). Im dortigen Werk wurden die zweite Fristverlängerung und der Einbau des digitalen Zugfunkgeräts ausgeführt. Bild zum Vergrößern anklicken! Anschließend nahm die E 94 279 vom 5. bis 8. Mai als Gastlokomotive beim diesjährigen Dampflokfest im Eisenbahnmuseum Darmstadt-Kranichstein teil. Die dort angebotenen Führerstandsmitfahrten fanden großen Anklang. Wann hat man schon einmal die Möglichkeit, auf einem Krokodil mitzufahren?! Dabei kam es zu einem ersten Zusammentreffen mit der E 94 051, welche als Ausstellungslok und bei den Pendelfahrten nach Darmstadt Hbf in das Programm eingebunden war. Nach Ende der Veranstaltung ging es als Leerfahrt zurück in den heimatlichen Lokschuppen.

Das zweite Zusammentreffen mit der Singener E 94 in Diensten der Pfalzbahn GmbH folgte beim Bahnhofsfest in Korbach. Bevor es soweit war, ging es am 24. Mai als Vorspann vor einem planmäßigen Güterzug von Kornwestheim nach Nürnberg. Am folgenden Samstag stand wieder eine Zuführung des Nürnberger Museumszuges nach Augsburg für eine DB-Nostalgiefahrt der 41 018 auf dem Programm. Nach deren Rückführung ging es noch in der selben Nacht mit drei "Silberlingen" weiter nach Kassel zum Streckenfest der Kurhessenbahn. Während die historischen Nahverkehrswagen an diesem Sonntag zusammen mit einer altroten V 100 den ersten Planzug nach Korbach bildeten, musste die E 94 auf den zweiten Zug warten, welcher mit einer 218 bespannt die notwendige Leistungsreserve zur Überführung der E 94 aufwies. Im Schlepp der blau-beigen 218 357 (DB Regio Ulm) ging es über die nicht elektrifizierte Strecke nach Korbach. Keine geringere als die rot-beige 753 001 rangierte unser Krokodil auf das Ausstellungsgelände, wo außer der E 94 051 nicht weniger als vier Lokomotiven der Baureihe 103 in drei unterschiedlichen Lackierungsvarianten und außerdem noch die 141 228 ausgestellt waren. Die Organisatoren des Festes hatten aus ganz Deutschland interessante Fahrzeuge für Ausstellung und Betriebseinsatz zusammengeholt. Die ganze Zeit über war eine lange Schlange vor dem zur Besichtigung geöffneten Führerstand der E 94, hatten doch bei dem schönen Wetter zahlreiche Besucher den Weg nach Korbach gefunden. Am Abend ging es nach Lösung einer längeren Rangieraufgabe in einem Lokzug zurück nach Kassel. Von dort nahmen wir die Silberlinge des DB Museums und zwei 218er mit nach Nürnberg. Die nächtliche Reise führte im Slalom der Wochenendbaustellen über die Schnellfahrstrecke bis Würzburg und von dort über die Hauptstrecke nach Nürnberg Hbf. Die Lokomotiven wurden im Bw Nürnberg Hbf hinterstellt, während sich eine Rangierlok der Wagen annahm.

Die E 94 blieb zunächst in Nürnberg, da am folgenden Donnerstag eine Charterfahrt ab München Hbf nach Übersee auf dem Programm stand und die Wagengarnitur ohnehin wieder aus Nürnberg zugeführt werden musste. Die Rückkehr nach Kornwestheim erfolgte am 3. Juni in Zusammenarbeit mit der Railion Deutschland AG.

Das Vereinsjubiläum wurde gemeinsam mit der Stuttgarter BSW-Freizeitgruppe VT 12, welche in diesem Jahr ebenfalls ihr 20-jähriges Bestehen feiern konnte, mit einer nichtöffenlichen Sonderfahrt gefeiert. Im Museumstriebwagen VT 612 "Stuttgarter Rössle" ging es am 27. August von Stuttgart zum Sprudelfest nach Gerolstein.

Im Oktober gab es im Rahmen der DB-Nostalgiefahrten wieder einen Ausflug nach Österreich. Vor dem IRC 52683 ging es am 7. Oktober zunächst nach Nürnberg, um die Museumsgarnitur zu holen, mit der am folgenden Tag zusammen mit der Dampflok 41 018 ab Augsburg die beliebte Karwendelrundfahrt nach Innsbruck durchgeführt wurde. Zum Vergrößern anklicken! Anschließend ging es mit den Museumswagen zurück nach Nürnberg und von dort in Zusammenarbeit mit Railion Deutschland wieder nach Kornwestheim.

Einen unter den Eisenbahnfreunden viel Aufsehen erregenden Einsatz gab es am 28. Oktober: die Museumslok 103 184 hatte in Basel einen Kurzschluss im Hochspannungteil erlitten und musste zur Reparatur zum Werk Frankfurt überführt werden. Als Schlepplok wurde unsere E 94 eingesetzt, die bei dieser Gelegenheit auch gleich die 103 101 von Frankfurt nach Darmstadt-Kranichstein brachte.

Das letzte Quartal des Jahres war überwiegend der Vorbereitung der Jubiläumssonderfahrt zum 50-jährigen Betriebsjubiläum unserer E 94 279 gewidmet. Da die Maschine im Dezember 1955 abgeliefert worden war, lag es nahe, als Ziel für die Sonderfahrt einen Weihnachtsmarkt anzusteuern. Zum Vergrößern anklicken! Als Termin wurde der 10. Dezember auserkoren, da zu diesem Termin Wagen aus dem Nürnberger Museumsbestand zur Verfügung standen. Von den vielfältigen Zielvorschlägen (u.a. München, Speyer, Nürnberg) wurde schließlich Bamberg ausgewählt, wobei für die Fahrgäste die Option bestehen blieb, alternativ den Nürnberger Christkindlmarkt zu besuchen. Zum Vergrößern anklicken! Am 2.12. brach die E 94 als Vorspann vor einem Güterzug nach Nürnberg auf, um dort die aus Schnellzugwagen 1. Klasse des "Blauen Enzian", dem grün-roten Halbspeisewagen und Silberlingen 2. Klasse bestehende Zuggarnitur zunächst nach Augsburg zu bringen. Dort wurde die Garnitur für Nikolausfahrten mit der 41 018 benötigt. Anschließend ging es am 4.12. weiter nach Stuttgart. Zum Vergrößern anklicken! Pünktlich um 7.32 Uhr startete der Jubiläumszug am 10.12. in Stuttgart zur Fahrt über die Remsbahn und rund um Nürnberg nach Bamberg. Mit über 400 Fahrgästen war der Zug fast ausgebucht und somit auch unser Kassier zufrieden. Das Wetter zeigte sich kühl und überwiegend sonnig. In Ansbach und Forchheim gab es zwei Extrahalte zur Anfertigung von Erinnerungsfotos.

Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass dies der vorerst letzte Einsatz der E 94 279 im öffentlichen Personenverkehr und gleichzeitig auch der Abschied von einem Großteil der eingesetzten Wagen sein würde. Mit einer Laufleistung von 9842 km wurde die 10000er-Marke knapp verfehlt.

 

2006 - Aufbruch in eine ungewisse Zukunft

Im Rahmen von Fahrzeugüberführungen war die E 94 im Januar nochmals bis Köln vorgedrungen, seitdem herrschte aufgrund der unklaren Situation in bezug auf den Einsatz der DB-Nostalgiefahrzeuge erst einmal Stillstand. Am 29. Januar veranstaltete Railion Deutschland im Werk Kornwestheim ein Mitarbeiterfest, an dem wir mit der Präsentation unserer E 94 und einer kleinen Ausstellung zur Geschichte des Bw und seiner Fahrzeuge beteiligt waren.

Die Untersuchungsfrist der E 94 279 endete am 17. April 2006. Nun ist die Durchführung einer neuen Hauptuntersuchung (HU) fällig. Da wir in Kornwestheim nicht über die dazu notwendigen werkstatttechnischen Möglichkeiten verfügen, sind wir auf die Unterstützung eines größeren Werks angewiesen. Dank der hohen Qualität der zurückliegenden Aufarbeitung und der guten Pflege in den vergangenen Jahren sind keine teuren Reparaturen zu erwarten. Zudem ist die technische Ausrüstung der Museumslokomotive von der Türblockierung TB 0 über die Zugsicherung PZB 90 bis hin zu Digitalfunk GSMR und Energiezähler auf dem neuesten Stand.

Nachdem das DB Museum im Jahr 2005 eine umfassende Restrukturierung mit dem Ziel der Kostenreduzierung und zusätzlich die Einstellung der in Eigenregie veranstalteten Dampfzugfahrten beschlossen hat, ist von dieser Seite keine Unterstützung mehr zu erwarten. Dies bestätigte auch der neue kaufmännische Leiter des Museums bei seinem Besuch in Stuttgart Anfang März. Als Alternative für eine Fortsetzung des Betriebes bleibt nur die Übernahme der Museumslokomotive in eigene Verantwortung. Dazu ist die Gründung eines rechtsfähigen Vereins als Partner für die vertraglichen Regelungen zur Übernahme und der Nutzung der Lokomotive erforderlich. Als positiver Punkt ging aus der Besprechung hervor, dass die starre Haltung gegenüber einem Einsatz für konzernfremde Eisenbahnverkehrsunternehmen nicht mehr bestünde. So seien Sondereinsätze für andere EVU (z.B. Ulmer Eisenbahnfreunde, Schienenverkehrsgesellschaft) nun endlich wieder möglich. Schubeinsätze in Vertretung für die E 94 280 im Frankenwald oder die blaue 1020 im Spessart wird es aber weiterhin genauso wenig geben wie planmäßige Einsätze für EVU, die in Konkurrenz zur DB stehen. Auf dieser Grundlage konnten wir ein Betriebskonzept erarbeiten, das eine reelle Chance für einen kostendeckenden Betrieb und eine Refinanzierung der Kosten für die HU bietet. Von Seiten des DB Museums wurden auch erste Vertragsentwürfe vorgelegt.

Da es zuvor nicht klar war, ob das DB Museum auch weiterhin die EVU-Funktion übernehmen würde, hatten wir auch schon bei DB Regio angeklopft, ob eine Übernahme und ein Weiterbetrieb unter dem Dach des Verkehrsbetriebes möglich wäre. Als Vorbild fungierte die Übernahme der Schienenbusgarnitur "Ulmer Spatz" durch die RAB (DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee Ulm GmbH). Die Sache wird dort noch geprüft, wobei allerdings auch hier die Gründung eines Vereins als rechtsfähiger Partner notwendig ist. Im Anschluss an unsere Jahreshauptversammlung wurde daher am 10. April die Gründungsversammlung für den Verein durchgeführt, an der 25 Personen teilnahmen. In der Folge legten wir dem DB Museum eine Übersicht über die Verkehrsunternehmen vor, für welche die E 94 279 in Zukunft fahren könnte. Gleichzeitig wurde bei verschiedenen DB-Töchtern nachgefragt, ob sie eine Möglichkeit zur Einstellung der E 94 in ihren Fahrzeugpark sehen. Da bislang weder die Verträge mit dem DB Museum zustande kamen, da über verschiedene Punkte noch keine Einigkeit erzielt werden konnte, und auch die Anfragen bei den DB-Verkehrsunternehmen ohne Ergebnis blieben, haben wir die Vereinsgründung vorläufig ausgesetzt, um keine unnötigen Kosten entstehen zu lassen.

Um möglichen Befürchtungen aus dem Kreis der Eisenbahnfreunden entgegen zu treten, sei an dieser Stelle ausdrücklich betont: der Status der E 94 279 als Museumslok ist keinesfalls gefährdet. Sie zählt zum wertvollen Kernbestand des DB Museums und so ist auch kein Verkauf der Maschine vorgesehen. Ob sich allerdings unser Wunsch nach einer Wiederinbetriebnahme und einem attraktiven Einsatz der E 94 279 erfüllen lässt, ist nach wie vor offen.

 

Text: Joachim Hund
Zuletzt geändert am 29.09.2012